Das Schwarzwälder Kaltblut
Pferde mit Charakter, Kraft und Kaliber
Bestand Stand 2009
Über 700 im Zuchtbuch eingetragene Stuten,
31 im Hengstbuch registrierte Hengste, die sechs
verschiedene Linien angehören
Herkunftsland: Deutschland
Ursprung: Mittelalter
ca. 148-156 cm Widerristhöhe bei den Stuten,
Gewicht von ca. 600 kg Gewicht (540-670),
bei den Hengsten ca. 152-160 cm Widerristhöhe und 650 kg Gewicht
Formbeschreibung des Zuchtziels:
- Kopf kurz, trocken, markant, ausdrucksvolles Auge
- Hals kräftig, gut aufgesetzt
- Körper leicht- bis mittelrahmig, schräge Schulter, breite, stark bemuskelte Kruppe
- Fundament korrekt, trocken; bei feingliedrigen Beinen kräftige, klare Gelenke und harte Hufe
Das Schwarzwälder Kaltblutpferd gehört zu der Gruppe der Zugpferde.
Das Schwarzwälder Kaltblutpferd wird wegen seiner mittlerweile weit
überwiegenden Fuchsfarbe auch Schwarzwälder Fuchs oder nach
dem Hauptort seiner Zuchtgeschichte St. Märgener Fuchs genannt.
Oder kurz der „(Schwarz-) Wälder". Der Schwarzwälder ist heute ein
vielseitig verwendbares Pferd mit besten Zugeigenschaften und
guter Fahreignung. Aber auch die Reiteignung wird immer wieder
gelobt, ja brachte diese Pferde schon zum Einsatz als spezielle
Therapiepferde. Leistungsprüfungen und Teilnahmen am Int
ernationalen Zugpferdechampionat in Paris haben immer wieder
das gewaltige Leistungspotential dieser „kleinen" bis mittelrahmigen
Kaltblütern bewiesen. Der Einsatz als Kutsch- und Wagenpferd ist
heute existenzsichernd. Land- und Forstwirtschaft, vermehrt aber
auch Fahrer und Reiter in der Freizeit fragen dieses Pferd nach
für Planwagen-, Kutsch- und Schlittenfahrten.
Obwohl in der Vergangenheit der mittlere Fuchs, auch mit
Stichelhaaren, dazu hell abgesetzte Mähne, die Wunschfarbe
war, verschiebt sich die Beliebtheitsskala immer mehr zu den
Dunkelfüchsen mit hellem Langhaar. Diese Entwicklung wird
aber auch von außen, durch die Kaufwünsche verstärkt.
Dabei sollen Farbe, besonders Schönheit den Wert unserer
Pferde unterstützen. Aber den echten Wert dieser Pferde
machen Gutmütigkeit, schwungvolle, raumgreifende
Bewegungen, Zugstärke, Robustheit und Härte,
Langlebigkeit und eine gute Gesundheit aus.
Der Schwarzwälder war jedoch nie ein reines Zugpferd, sondern
hatte immer verschiedenste Zug- und Transportaufgaben auf
den Höfen, im Wald- und im Fuhrgewerbe.
Entstehung der Rasse
Am Josefstag, dem 19. März 1996, werden die Züchter des
Schwarzwälder Kaltblutpferdes das 100-jährige Bestehen der
organisierten Pferdezucht im Schwarzwald feiern. 1896 gründeten
die interessierten Züchter in St. Märgen die Schwarzwälder
Pferdezuchtgenossenschaft, um dem Wunsch nach Pferden
mit Abstammungsnachweisen gerecht zu werden.
Das Zuchtgebiet war der Schwarzwald zwischen Kinzigtal und
nördlichem Hotzenwald, hauptsächlich die Gebiete der Klöster
St. Märgen und St. Peter. Von diesen Klöstern sind auch die ersten
Aufschriebe über eine eigenständige Pferdezucht im Schwarzwald
erhalten. Ein Aufflug dorthin lohnt sich zu jeder Jahreszeit.
Sollte doch nach dem „Dingrodel", der Zehnt- und Lehensordnung
des Klosters St. Peter von 1400 ein Fohlenbesitzer 4 Pfennige
Zehnten zahlen. Auch aus den „Fahlregistern" (Viehregistern) und
Hofübergabeverträgen, vorliegend vom 14. bis 17. Jahrhundert,
geht hervor, daß Pferde sogar überwiegend zum Reiten gehalten
worden sind. Reiten war das standesgemäße Fortbewegungsmittel
der Bauern!
Die Klöster nahmen durch Pferdezukäufe Einfluß auf die Zucht.
Auch die verschiedenen mit Pferden zu leistenden Frohndienste
forderten Pferdezucht.
Zweifellos brachten die in den häufigen Kriegen erduldeten
Heeresdurchzüge die größten Einflüsse auf die Zucht mit sich.
Spanische, französische, kroatische, ja selbst russische
Regimenter waren in den verschiedenen Kriegen durchs Land
gezogen und hinterließen auch so manches Pferd.
Geschaut wurde wohl weniger auf die Herkunft der Pferde,
entscheidend war deren Können. Und so entwickelten sich
die Steilstrecken der Schwarzwaldstraße zu Hengstprüfstrecken.
Die Besten im Zug wurden auch für die Zucht begehrt.
So entwickelte sich ein hartes, vielseitiges und leistungsfähiges
Bauernpferd.
Die Größenverhältnisse in der Schwarzwälder Kaltblutzucht
haben sich laufend verschoben. So waren die Stuten vor 1900
geboren im Durchschnitt leicht über 156 cm Widerristhöhe groß,
dabei hochbeinig und mit wenig Tiefe. Zwischen den Kriegen
wurden sie mit 157 cm noch größer, aber auch unterschiedlicher
mit einer gesamten Variation von 146 bis 170 cm.
Heute messen die Stuten ca. 153 cm. (Paula auch).
Festgestellt werden konnte aber, daß die Stuten in der Brusttiefe
zugenommen haben. Trotz niedriger Widerristhöhe liegen sie bei
ca. 200 cm Brustumschlag im Durchschnitt und damit über 8 cm
mehr als bei den Stuten vor dem zweiten Weltkrieg.
Obwohl schon vor 1900 von den „St. Märgener Schweißfüchsen"
gesprochen worden war, gab es keine einheitliche Färbung bei
den Schwarzwälder Kaltblutpferden. Die ersten eingetragenen
200 Kaltblutstuten verzeichnen zu 44% Füchse, zu 37% Braune,
zu 13% Rappen, zu 6% Schimmel. Die Pferde zwischen 1924
und 1935 geboren beinhalten schon zu 73% Fuchsstuten.
Heute nun sind die Füchse bei weitem in der Überzahl.
Es gibt nur noch wenige Braunpferde und eine Schimmelfamilie.
Die große Einheitlichkeit, die heute die Schwarzwälder
Kaltblutpferdezucht prägt, entstammt der starken Schrumpfung
der Pferdebestände nach dem zweiten Weltkrieg bis hin zum
Jahr 1973, dem absoluten Tiefpunkt der Schwarzwälder
Kaltblutpferdezucht.
Der Niedergang der Schwarzwälder Zucht begann sehr
rasch, unterschritt 1950 die Zahl von 1000 eingetragenen Stuten
und wies 1973 noch 187 eingetragene Stuten nach.
Die Stutenbedeckung war auf 103 gesunken, nachdem
1948 noch 1322 Stuten bedeckt worden waren.
Die Zahl der aufgestellten Schwarzwälder Hengste war auf
4 gesunken, dazu der Noriker Hengst Reith-Nero. Die Zahl
der registrierten Fohlen erreichte seinen Tiefpunkt mit 10
Hengsten und zwanzig Stuten. Danach nahmen die
Stutenzahlen noch bis 1977 auf 159 eingetragene Stuten
ab, aber die Fohlenzahlen begannen wieder zu steigen,
eine Nachzucht war wieder gesichert.
Im Jahre 2005 gab es wieder 873 Stuten (eine davon
unsere Paula) und 54 Hengste. Einer der Gründe für die
Sicherung der Schwarzwälder Kaltblutzucht
war der Einsatz von staatlichen Fördermitteln in Form von
Zuchterhaltungsprämien für Stuten und Fohlenaufzuchtprämien.